Conny Koehn
5/5
Wir waren über das verlängerte Wochenende Gäste im Winzerhof. Wir wurden sehr freundlich empfangen. Eine behaglich-familiäre Atmosphäre umhüllt das Weingut und lässt den Gast wohlfühlen. Die Fewos sind schnuckelig und haben mir ihren Originalholzbalken etwas Authentisches.
Wir haben Herrn Huber als sachkundigen Winzer kennengelernt, der weder mit seinen hervorragenden Weinen, noch mit Informationen über die Weinkunde hinaus geizt. Das schafft Vertrauen und die Weine sprechen für sich. So haben bei unserer Abreise einige Kartons die Unterkunft gewechselt.
Mein Favorit ist der halbtrockene Spätburgunder Rotwein, ein Charmeur und Gaumenschmeichler allererster Kategorie. Bereits im Glas verlockt die rubinrote Farbe und sein reifbeeeriges Aroma, das sich im Mund gänzlich entfaltet und sich zartfruchtig im Abgang verabschiedet.
Der Chardonnay (Spätlese trocken) ist einfach umwerfend und stellt seine Ahnen aus dem Burgund in den Schatten. Seine unbeschreiblich intensiv-fruchtige Note lässt ihn geradezu perfekt erscheinen.
Verführung pur strömt aus dem Glas als ein Versprechen, das er weit über die Gaumenpassage hinaus auch hält. Wir haben bis jetzt noch nie einen Chardonnay in dieser Vollendung gekostet.
Verheißungsvoll spannend ist die Inspiration, ein rassiger Cuvee aus Spätburgunder und Cabernet. Bereits jetzt schmeckt er geradlinig wie ein Italiener, ist aber noch etwas rebellisch im Abgang. In ein paar Jahren dürfte er erwachsen sein und einigen Südländern Konkurrenz machen.
Meine Tochter und ich nahmen an einem Frauenabend mit dem Thema „Wein und Schokolade“ teil, der von Frau Huber (wir würden sie als gute Seele des Winzerhofs bezeichnen) initiiert und mitmoderiert wurde. Ausgesuchte Sekt/Weine aus dem Weingut Huber korrespondierten in idealer Weise mit erlesenen Pralinen-Kreationen aus dem Haus „Schokolade und Wein“ (Inhaberinnen Ellen Bürkle und Lisbeth Köhninger, Offenburg). Es war ein Erlebnis, wie intensiv sich der Geschmack einer Limette nach dem Genuss einer Trüffelpraline in Verbindung mit Kernersekt präsentierte, eine Nougatpraline ihren Nussanteil nach einem Schluck Spätburgunder Weißherbst eindringlich offenbarte, eine Java-Praline mit einem Spätburgunder Kabinett eine besondere Kirschnote erzeugte und die oben erwähnte Inspiration eine abenteuerliche Symbiose mit der Maya-Chilipraline einging. Die Offenbarung der kulinarischen Sinnlichkeit hatte leider einen kleinen Wermutstropfen für uns beide. Es war in unseren Augen sehr schade, dass die Magie dieses zauberhaften Abends durch einen „Special-Guest“ in Form eines Zumba-Tänzers entweiht wurde. Das planlose Gehopse, die überdrehte Theatralik und die Animation zum Mitmachen hatte etwas von einem Tingeltangel-Animateur an der türkischen Riviera. Klassische Musik, oder sanfter Jazz hätte diesen erlesenen Köstlichkeiten besser zu Gesicht gestanden und den Abend stilistisch abgerundet. Die Verkostung allerdings war ein Geschmackserlebnis, das sich jeder mal gönnen sollte.