Viviane Ehrbar
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Das war wohl der erste Urlaub, den wir früher als geplant beendet haben. Als grosse Haflingerfans haben meine Mutter und ich, geblendet von den grossartigen Bildern auf der Website, Reitferien gebucht.
Leider wurde uns bereits ab der ersten Sekunde, in der wir den Reitstall betreten haben, klar, dass wir wohl besser zu Hause geblieben wären. Die Reitlehrerin war extrem unfreundlich. Die Pferde wurden am Putzplatz so kurz angebunden, dass sie ihren Kopf kaum noch bewegen konnten und standen so nahe aneinander, dass es sehr gefährlich war die Pferde zu putzen. Entweder stand man eingeklemmt zwischen zwei Pferden oder zwischen dem Pferd und der Wand. Diese Situation hätte böse enden können, wenn sich die Pferde erschreckt hätten. Nachdem wir jedoch zugeschaut hatten, wie eine Stallarbeiterin die Pferde barfuss auf die Weide geführt hatte, wurde uns schnell klar, dass die Sicherheit definitiv nicht an erster Stelle steht. Wir wurden von der Reitlehrerin wie die grössten Anfänger behandelt. Während dem satteln rückte sie beispielsweise den Sattel, den man soeben korrekt auf dem Rücken platziert hatte, nochmals zurecht und wir durften auch die Pferde nicht selbstständig aus der Box führen, geschweige denn nach dem Reiten zurückbringen.
Auch während der Reitstunde wurde es nicht besser. Die Reitlehrerin gab einem das Gefühl, zum ersten Mal im Sattel zu sitzen. Ich bin sehr wohl in der Lage ein Pferd korrekt in Anlehnung und über den Rücken zu reiten und dennoch musste ich mit Dreieckszügel reiten. Ich finde es sehr fragwürdig, dass ein Pferd, das sich gemäss Aussage der Reitlehrerin, gerne einrollt mit Ausbinder nach unten gebunden wird. Die Ausbildung der Pferde scheint jedoch sowieso etwas speziell zu sein, da man gemäss der Reitlehrerin die Pferde in den Galopp hineinrennen lassen sollte. Ein korrektes Anspringen, sobald man die Galopphilfe gibt, scheinen sie nicht zu kennen.
Eine Reitstunde zu zweit wurde als zwei Einzelstunden verrechnet, was eine absolute Frechheit ist. Hinzukommt, dass wir in dieser Stunde absolut nichts gelernt haben. Schlussendlich meinte die Reitlehrerin, dass sie uns nicht zum Ausreiten mitnehmen wolle, was absolut lachhaft ist, wenn man bedenkt, dass wir zu Hause regelmässig alleine im Gelände unterwegs sind. Die Begründung war, dass auf den Ausritten keine Rücksicht auf den schwächsten Reiter genommen werde und falls jemand vom Pferd fallen würde, steige die Versicherungsprämie, was sie nicht riskieren wollen. Nach langer Diskussion wurde uns dann ein Schritt-Trab-Ausritt angeboten. Nebst dem, dass die Stallmitarbeiter extrem unfreundlich waren, waren sie auch noch unglaublich unflexibel. Ein Ausritt war um 09:00 Uhr, 10:00 Uhr und 11:00 Uhr möglich, jedoch nicht um 09:30 Uhr. Die ganze Agenda war jedoch komplett leer! Hinzu kam, dass ein Ausritt ohne Galopp nicht wie normale Ausritte zwei Stunden ging, sondern nur eine Stunde und wiederum als Einzelreitstunden verrechnet wurde. Wir sind die ganze Zeit nur im dichten Wald herumgeritten und haben absolut nichts von der Landschaft gesehen. Auf dem Ausritt sind wir zweimal kurz getrabt, ansonsten waren wir nur im Schritt unterwegs, da wir sonst wahrscheinlich viel zu früh zurück gewesen wären. Schlussendlich waren wir aber trotzdem schon nach 50 Minuten zurück im Stall. Für so etwas muss man definitiv nicht in den Urlaub fahren!
Beim Reitzubehör der Pferde handelte es sich um Billigware und wurde von den Pferden geteilt. Die Schabracken sahen aus, als hätten sie seit Monaten keine Waschmaschine mehr gesehen und zum Teil wurden sie klatschnassgeschwitzt aufs nächste Pferd gelegt.
Während dem ganzen Aufenthalt hatten wir das Gefühl, wir stören die Gastgeber und wir müssen uns noch entschuldigen, dass wir hier zu Gast sind. Am Ruhetag wurde wohl der Schulanfang gefeiert und es war den ganzen Tag sehr lärmig. Die eigenen Hotelgäste wurden jedoch aufgrund des "Ruhetags" nicht bedient.
Schlussendlich war jeder Euro, den wir hier liegen gelassen haben, zu viel.