Lieschen Müller
2/5
Ich war mit meiner 4. Klasse für drei Tage in der Jugendherberge Lohr und muss rückblickend feststellen, dass diese für Klassenfahrten eher ungeeignet ist.
Als Lehrkraft muss man dort extrem viel selbst organisieren.
Schon das Schauen eines Filmes am Abend ist nur möglich, wenn man einen DVD-Player oder Laptop mitbringt.
Auf der Website wird Werbung mit einem Lagerfeuerplatz gemacht. Bei dessen Nutzung sollten wir dann allerdings laut einer E-Mail 10 Euro für das Holz bezahlen. Selbst das war schon teuer. Bei der tatsächlichen Abrechnung hieß es dann plötzlich 15 Euro. Glücklicherweise konnte ich mich an die E-Mail noch genau erinnern und der Preis wurde wieder auf 10 Euro gesenkt.
Als Erlebnisbaustein bietet die Jugendherberge unter anderem ein Wasserprojekt mit dem Bund Naturschutz an, das stolze 100 Euro kostet. Leider ist es diese keinesfalls wert. Wir sollten als Gruppe unsere eigenen Gummistiefel, Becherlupen und Kescher mitbringen. Da wir unsere Zimmer erst um 15.00 Uhr beziehen konnten und somit vorher keine Koffer ausgepackt werden sollten, haben wir die Gummistiefel und Kescher für das Wasserprojekt am ersten Tag im Zug und in der Stadt bis 13.00 Uhr die ganze Zeit mit herum geschleppt. Im Nachhinein würde ich dies sicherlich nicht mehr mitmachen. Von Schullandheimen wie z.B. Hobbach bin ich es gewohnt, dass alle diese Dinge bereitgestellt werden und darüber hinaus sogar noch ein Labor mit Mikroskopen zur Untersuchung von Wassertieren zur Verfügung steht.
Unsere Koffer, die ich nach der Ankunft am Bahnhof, gleich in der Jugendherberge lagern wollte, wurden dort in einer offenen Garage verstaut. Bei meiner vorherigen Anfrage per E-Mail, ob eine Zwischenlagerung möglich ist, hätte ich mir durchaus eine sicherere Möglichkeit vorgestellt.
Auf unserer Etage gab es leider keine getrennten Toiletten und Duschen für Jungen und Mädchen. Hier musste ich also zumindest beim Duschen auch als Lehrkraft strikt aufpassen, dass festgesetzte Zeiten für Mädchen und Jungen eingehalten werden.
Die Essensvergabe dauerte in der Jugendherberge extrem lang, weil zeitgleich mit meiner Klasse noch zwei weitere Klassen vor Ort waren und es alles an einem Platz gab. Man musste sich also für einen Frühstückskakao in die gleiche Schlange stellen wie für Brötchen oder auch für Müsli usw. Das konnte bei rund 70 Personen durchaus auch einmal 20 Minuten dauern. Auf Lebensmittelunverträglichkeiten wurde versucht Rücksicht zu nehmen. Aufgrund der Tatsache, dass die beiden Frauen vom Personal aber schon so sehr mit dem Nachfüllen und Verteilen der Speisen überfordert waren, kamen sie immer erst dann mit zusätzlichen Essensangeboten wie z.B. laktosefreier Milch als mein Schüler schon längst etwas anderes geholt hatte.
Am letzten Tag mussten wir nicht nur unsere Betten abziehen, sondern diese auch noch in den Wäschebehälter im Keller bringen sowie unsere Mülleimer ausleeren und den großen Müllsack dann zum Container bringen. Das Ausleeren des Mülls hätte ich in einer Jugendherberge durchaus als Service erwartet.
Ein Schüler von mir beschädigte eine Schachfigur der Jugendherberge. Daraufhin erhielt ich eine Rechnung, die ich innerhalb von zwei Wochen zahlen sollte. Ich informierte die Jugendherberge schon vorab, dass ich den Fall an unsere Gruppenreisehaftpflichtversicherung weitergeben würde. Bei Versicherungen dauert eine Abwicklung nun einmal ein paar Tage. Deshalb fand ich es nicht fair, dass ich bereits eine Woche nach Erhalt der Rechnung eine Mahnung bekam. Die Frist innerhalb der ich zahlen sollte, war ja noch nicht einmal abgelaufen.
Insgesamt kann ich zudem an Gruppen, die in die Jugendherberge Lohr fahren, nur noch die Empfehlung weitergeben, Bausteine wie z.B. eine Stadtführung, eine Stunde im Schulmuseum Sendelbach oder eine Führung im Schloss lieber selbst über das Tourismusbüro Lohr bzw. das Museum direkt zu buchen, weil dort alles 5 Euro günstiger ist.
Als Positives bleibt zum Schluss festzuhalten, dass das Essen den Schülern geschmeckt hat und auf dem Gelände viele Möglichkeiten zur freien Beschäftigung sind.